Ganz normale Gegensätze


Hallo liebe Familie und Freunde,

die Zeit rast und es ist schon Oktober! Wenn die Zeit weiter so verfliegt, ist morgen Weihnachten und übermorgen bin ich schon wieder zu Hause. 😜 In diesem Beitrag möchte ich euch ein wenig von den letzten Wochen berichten und den Unterschieden in den alltäglichen Sachen, an die wir uns eigentlich schon gewöhnt haben. 😉


So langsam kommt der Alltag auch bei uns an. Obwohl es jeden Tag wieder spannend ist, was wir machen werden. 😃 Wir haben zwei Arbeitsfelder, einmal in der Reha-Station (CRU – Children Recovery Unit) und im Krankenhaus. Von meinem Tagesablauf in der CRU erzähle ich euch im nächsten Beitrag etwas.

Das Krankenhaus kann man nicht mit einem in Deutschland vergleichen. In den Zimmern liegen bis zu 50 Patienten. Gerade bei den Kindern ist immer mindestens ein Elternteil mit dabei, oft die ganze Familie. Es ist sehr heiß, die Ventilatoren funktionieren meistens nicht und auch die Schwüle lässt sich auf Grund der Hitze schwer beschreien. Ich frage mich, wie man da gesund werden soll. Auch der Hygienestandard der sanitären Anlagen ist ein komplett anderer als in Deutschland. Bei ein bis zwei Toiletten pro Zimmer kann man sich die Zustände vorstellen.
Die Arbeit vor Ort kann man gut mit dem Namen der Organisation erklären. Einmal sind sie helfende Hände (Helping Hands) – es gibt eine kostenlose Medikamentenausgabe, zu der vor allem Familien kommen können, die kein Geld für diese wichtigen Sachen haben. Dann wollen sie aber auch noch Herzen heilen (Healing Hearts) – und das tun sie jeden Nachmittag. Die Kinder können basteln, ausmalen, manchmal wird ein Film gezeigt, es gibt eine Puppenshow mit der Guten Nachricht oder man redet einfach nur mit den kleinen Patienten und deren Familien. Dabei helfen wir zwei bis drei Mal die Woche. Mit dieser Arbeit hat die Gründerin vor fünfzehn Jahren mit wenigen Mitarbeitern angefangen. Nun sind es zwei Reha-Stationen und ein Kinderheim, zudem noch die Arbeit im Klinikum. Das ist eine sehr inspirierende und motivierende Entwicklung!

Unser erstes freies Wochenende haben wir genutzt, um den Strand zu erkunden. Solche eine Schönheit am erstbesten Strand, den wir gefunden haben. Aber seht selbst:

Strand in Olongapo - traumhaft



Außerdem waren wir in verschiedenen Kirchen und werden auch die nächsten Wochen nutzen, um unterschiedliche Gottesdienste zu besuchen und so eine passende für uns zu finden.

Nun zu den Sachen, die einem nach einer Weile schon gar nicht mehr auffallen:
  • Wir essen hier fast immer Reis mit Gemüse und Hähnchen. Da es hier vor Ort eine gute Köchin gibt, ist das trotzdem abwechslungsreich und (fast) immer sehr lecker! Süß und herzhaft wird immer durcheinander gegessen, was wir als Nachtisch bezeichnen würden, wird einfach mit Reis und Fleisch zusammen gegessen. Außerdem wird mit Gabel und Löffel gegessen. Wenn das nicht funktioniert, kann man auch einfach die Hände nehmen, was aber auch ein wenig Übung erfordert.
  • Das Klopapier wird nicht in die Toilette geworfen, sondern in den Abfall. Außerdem hat man immer welches dabei, denn in vielen öffentlichen Toiletten gibt es keins.
  • Unsere Nachbarn sind Affen! 😉 Wenn sie allerdings nachts auf dem Dach herum turnen, ist es schon ein wenig nervig.

                         

  • Man braucht keine Wäsche zu sortieren, denn es wäscht eh mit kaltem Wasser. 😉
  • Wasser aus der Leitung nimmt man nur zum aufwaschen. Selbst zum Zähneputzen nimmt man gekauftes Wasser.
  • Wenn man durch die Stadt läuft, dann wird man immer angestarrt. Zwei weiße Mädels, die alleine durch Olongapo laufen, sieht man halt nicht oft. Deshalb wurden auch schon mehr oder weniger unauffällig Fotos von uns gemacht. Oder sich bei Gruppenfotos einfach mit dazugestellt. Ich hab auch schon gesagt bekommen, dass ich eine schöne Nase habe. 😉
  • Überall sieht man Polizei bzw. Security. Am Eingang von den großen Einkaufszentren werden die Taschen kontrolliert und man geht durch einen Metalldetektor. Zudem steht an vielen Eingängen zu den Läden Securityleute, die einem auch immer höflich die Tür aufhalten. Somit fühlt man sich echt sehr sicher. Trotzdem muss man auf seine Taschen aufpassen, weswegen man diese immer vorm Körper trägt.
  • Verkehrsregeln? Was ist das? Gefühlt gibt es keine. Selbst beim Zebrastreifen muss man sehr aufpassen, dass man ohne überfahren zu werden auf die andere Seite kommt.                      Auch wenn man halb auf der Straße steht, mit Warnblinker kann man überall parken.
  • Filipinos machen immer Fotos. Egal zu welchem Anlass man sich getroffen hat, mindestens ein Gruppenselfie ist immer drin. Und dann werden diese Fotos fleißig auf Facebook geteilt. Dabei sucht man sich nicht das schönste aus, sondern postet einfach alle, die man gemacht hat.
  • Was sich Johanna und ich schon angewöhnt haben, ist die Körpersprache. Man sagt nicht „Ja“, sondern zieht einfach die Augenbrauen hoch. Sehr praktisch.


Wir haben auch schon einige Sachen erlebt, die wir eigentlich nicht wieder erleben möchten...

Wir haben Balut gegessen! Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte die nächsten Zeilen besser überspringen… Balut ist ein traditionelles philippinisches Gericht. Es ist ein angebrütetes Hühnerei, das heißt ein 16 Tage altes Küken ist im Ei. Es gibt auch noch die verschärfte Variante mit einem 28 Tage altem Embryo, da isst man wirklich ein voll ausgebildetes Küken. Aber das mussten wir zum Glück nicht probieren. Das Ei wird eine halbe Stunde gekocht und dann warm mit Essig und Salz gegessen. Wir haben nicht alles gegessen, den Großteil des Kükens haben wir den Mitarbeitern überlassen. Das Eiweiß hat echt komisch geschmeckt, man hat aber vor allem nur den Essig geschmeckt. Das Eigelb hat ganz normal geschmeckt. Trotzdem war es ein komisches Gefühl im Bauch. Denn wenn man sich vorstellt und realisiert, was man denn da tatsächlich gegessen hat, war es echt eklig.
Da sieht man den Kopf von dem Küken...

Außerdem war eine Schlange in der Küche (im Erdgeschoss). Wir waren zu dem Zeitpunkt zum Glück in unserem Zimmer im zweiten Stock. Aber den Mitarbeitern stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Deshalb macht man nachts auch immer das Licht an, wenn man in einen Raum geht, selbst wenn man ohne Licht genug sehen würde.

Dann haben wir noch eine Erdbeben-Übung im Krankenhaus mitgemacht. Ernst nehmen konnte ich das nicht, denn alle haben mal wieder Fotos gemacht. Außerdem findet die Übung aller drei Monate zur gleichen Zeit auf den kompletten Philippinen statt. Ich bin trotzdem froh zu wissen, was in einem solchen Fall zu tun ist, möchte das aber nicht in echt erleben müssen.
Zudem ging hier in der CRU mitten in der Nacht der Feueralarm los. Zum Glück war es nur Fehlalarm, ich möchte mit nicht ausmalen, wenn wirklich etwas passiert wäre.
Aber wir wissen, dass Gott da ist und er uns beschützt. Deshalb vertrauen wir in seinen guten Plan und sind froh, zu wissen, wie beide Alarme klingen und nichts schlimmes passiert ist.


Zurzeit dürft ihr gerne für folgendes beten:


  • Wenn wir im Krankenhaus arbeiten, reden wir mit den Patienten und beten auch für sie. Oft ist es jedoch mit der Kommunikation schwierig, weil die Patienten kein Englisch können und wir kein Tagalog. So verstehen sie nicht immer, was wir machen wollen.
  • Wir möchten mit den Kindern eine gute Beziehung aufbauen. Einerseits sollen sie spüren, dass wir sie lieben und sie uns vertrauen können, andererseits müssen wir auch Respektspersonen sein. Das ist bei manchen Kindern ziemlich schwierig. Vielleicht darf ich auch in einem der nächsten Blogposts etwas näher auf die Kinder eingehen, doch um sie zu schützen, kläre ich das erst einmal ab.
  • Wir möchten hier unsere ganze Persönlichkeit reingeben. Bitte betet dafür, das wir komplett hier für die Kinder und für Gott sein können.

Danke, an alle, die an mich denken und sich nach mir erkundigen. Ich freue mich sehr, etwas von euch zu hören.

Ganz liebe Grüße, ob ins Erzgebirge, nach Chemnitz, Dresden, Leipzig oder wo ihr sonst in Deutschland gerade seid, nach Österreich, in die Ukraine, nach Norwegen, den USA, Nepal, Australien, Neuseeland, Schottland, hier auf die Philippinen, einfach an alle Weltenbummler!


Eure Annegret (oder Ann oder Änn – meinen Namen kann hier niemand richtig aussprechen 😉)


P.S.: Ich habe hier auf dem Blog auf der linken Seite auch meine Adresse angegeben. Wenn ihr mir Päckchen schicken wollt, beachtet bitte, dass es sehr lange dauern kann bis sie ankommen und es sind auch schon welche unterwegs verloren gegangen. D.h. nichts verderbliches oder sehr wichtiges reintun 😉

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