Eine Familie für immer


Hallo meine Lieben!

Nun habt ihr schon sehr sehr lange nichts mehr von mir gehört. Das liegt daran, dass ich gerade an meiner Bewerbung sitze.
Trotzdem möchte ich mir die Zeit nehmen und euch mal wieder etwas von mir berichten.

Der Januar war gefüllt von vielen schönen Momenten. Das erste große Ereignis kommt in diesem Beitrag, das nächste ein wenig später.

Nachdem wir einen Jungen, nennen wir ihn Tim, schon mehr als ein halbes Jahr auf seine Adoption vorbereitet haben, war es endlich soweit. Nach vielen Skype-Gesprächen, Deutsch-Stunden und Vorbereitungen, haben seine Eltern den langen Weg aus Deutschland auf sich genommen und sind ihn Anfang Januar abholen gekommen.

Doch einmal von Anfang an. Wie läuft so eine Adoption überhaupt statt?

Wir als Organisation müssen das Kind zur Adoption „anmelden“. Wenn alle medizinischen, sozialen und organisatorischen Dokumente dann irgendwann so weit sind, wird es auf die Liste für nationale Adoptionen gesetzt. Bei Babys ist die Chance relativ groß, dass sich eine Familie aus den Philippinen findet. Doch ab dem Kleinkindalter wird es immer schwieriger. So ist die Zeit, in der sie auf der Liste sind, auch nur kurz. Der nächste Schritt ist nämlich die internationale Liste. Da kann es sehr lange dauern, bis eine passende Familie gefunden wurde.

Wenn die Eltern sich entschieden haben, ein Kind zu adoptieren, können sie sich ein Land aussuchen. Die Philippinen wären ein einfaches Land (zumindest in Deutschland), im Vergleich zu vielen anderen Ländern. Denn in anderen Ländern müsste man mit dem Kind mehrere Monate im Ursprungsland verbringen – mit Arbeit und Familie ist das schwer zu vereinbaren.
Da unsere Kinder alle medizinische Probleme haben, können sich die Eltern auf speziell diese Kinder bewerben. Denn natürlich sind die Fälle unterschiedlich und brauchen mehr oder weniger Pflege. Darauf möchten und müssen sich die Eltern einstellen.
Dann folgt die Überprüfung. Einmal von deutscher Seite und auch von philippinischer Seite. Auch wir als Organisation bekommen die Vorschläge und können es mit entscheiden.
Im Fall von Tim wurden den Verantwortlichen die deutschen Eltern aufs Herz gelegt. Allerdings hat die philippinische Organisation für Adoptionen die andere Familie aus den USA vorgezogen. So haben die deutschen Eltern eine Absage bekommen. Helping Hands war nicht glücklich damit. Doch Gott wirkt und auch durch einen Umweg hat er uns alle auf seinen Weg geführt. Die andere Familie hat abgesagt und somit wurden die deutschen Eltern wieder gefragt. Natürlich haben sie auch Ja gesagt! Doch bis schlussendlich das Treffen hier auf den Philippinen stattfinden konnte, ist noch einmal viel Zeit verstrichen.
Von dem Zeitpunkt an dem wir es dem Kind gesagt haben, bis zur Adoption ist über ein halbes Jahr vergangen. Für alle eine emotionale Zeit. Immer wieder musste man Tim motivierend über Deutschland erzählen, damit er es wirklich glaubt. Und auch die Eltern mussten lange warten. Das lag nicht zuletzt daran, dass die deutschen Behörden Adoptionen nicht als Priorität sehen.

Ende Dezember kam dann die erfreuliche Nachricht: Tim hat seinen Pass bekommen und darf fliegen! Da es aber unmöglich war, Flüge so kurzfristig zu buchen und auch Hotels zu finden, kamen sie erst Anfang Januar.

Circa eine Woche davor, haben es Tims Eltern ihm via Skype erzählt. Aber so richtig glauben konnte er es nicht. Viel Spaß hat ihm allerdings gemacht, die Nächte zu zählen und abzustreichen.

Am Tag des Treffens waren alle sehr aufgeregt! Schließlich war es ja die erste Adoption für die CRU Olongapo!
Tim war normal in der Schule und als er zurückkam, war es auch schon so weit. Mit Kameras bewaffnet, um diesen Moment auch festzuhalten, waren wir im Wohnzimmer versammelt. Spontan wurde ich zur offiziellen Fotografin auserwählt! Da war ich schon aufgeregt! Denn schließlich kann man die Augenblicke und Emotionen nicht wiederholen.

Und dann war der Moment da! Die Eltern kamen sind Zimmer und er konnte es gar nicht fassen! Ungläubig, aber glücklich, hat er sie angesehen! Ein unvergessliches Lächeln. Endlich konnten sie sich im Arm halten!

Die Familie ist noch drei Tage bei Helping Hands geblieben. Es war perfekt. Als würden sie sich schon immer kennen. Ein Geschenk Gottes. Tim hat immer nach seinen Eltern geschaut, aber trotzdem noch mit den anderen Kindern gespielt.
In diesen Tagen haben sie sich besser kennen gelernt, bzw erst einmal richtig kennen gelernt, gespielt und sich viel auch mit uns unterhalten. Es gab am letzten vollen Tag eine Besprechung von den Eltern, der Chefin und natürlich auch Mitarbeitern. Sie haben den Eltern alles über Tim erzählt. Von Lieblingsessen und wie viel er isst, schulischen Leistungen, Spielverhalten, Schlafdauer über die medizinische Seite, d.h. welche Medizin und Behandlungen er braucht, wie oft er aufs Klo geht bis hin zu Lieblingsbeschäftigungen war alles dabei. Somit wissen sie jetzt genau Bescheid und können sich perfekt darauf einstellen. Außerdem bekommen sie so einen Teil der Kindheit gezeigt, den Tim bei Helping Hands verbracht hat.
Zudem gab es noch eine Abschiedsfeier, bei der einige noch ein paar letzte Worte gesagt haben. Und es wurden noch einmal viele Bilder gezeigt J. Ein emotionaler, aber auch sehr schöner Abend.

Dann gings es für die Familie am nächsten Morgen Richtung neuer Heimat! Der Abschied ist nicht so schwer gefallen, denn Tim ist ganz fröhlich ins Auto gehüpft und hat Tschüss gesagt. Außerdem ist die Chance, dass ich ihn einmal besuchen gehe, ziemlich groß.

Inzwischen wissen wir auch, dass er schon seinen ersten Schneemann gebaut hat, die Kälte gut verträgt und sich gut eingelebt hat.

Nun wisst ihr ein bisschen mehr, wie das so abläuft. Es ist eine unglaubliche Erfahrung! Ich bin so dankbar, dass ich da dabei sein konnte. Und dann auch noch bei Eltern aus Deutschland! Ein großes Privileg!



- Er ist ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt. - 

Psalm 68, 7



Jetzt sag auch ich Tschüss für diesen Beitrag. Ich hoffe er hat euch gefallen 😊.

Bis bald,
eure Annegret 😄



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