Emotionen ²

Hallo 😊,
jetzt bin ich schon zwei Monate wieder in Deutschland und habe immer noch nichts von unserem letzten Monat auf den Philippinen geschrieben. Das möchte ich heute gerne nachholen.
Der letzte Monat war ein Auf und Ab der Emotionen. Und es ist so viel passiert!

·     Ein kleines Mädchen von uns musste ins Krankenhaus gebracht werden. Lange konnten die Ärzte nicht herausfinden, warum es ihr nicht gut ging. Wegen familiären Problemen haben unsere Mitarbeiter nach dem Kind geschaut. Doch auch da fand ein ständiger Wechsel statt. Das Kind konnte gar keine richtige Bindung zu einer Person aufbauen und auch wegen dem allgemeinen Befinden hat es oft geweint und war gar nicht mehr das fröhliche Mädchen, was wir aus der CRU kannten.
Wenn wir sie besucht haben, war es dann immer das Highlight des Tages, wenn wir sie zum Lachen oder zumindest Lächeln bringen konnten.



·     Ganz am Anfang habe ich euch schon mal darüber berichtet, dass man sehr sehr lange beim Arzt warten muss. Im Monat Juni war es dann wieder einmal soweit. Ein Kind ist um 10 Uhr in die Schule gegangen, wurde dann 13 Uhr direkt zur Logopädie abgeholt und danach ging es zum Kinderarzt. Wo wir dann bis 20 Uhr saßen. Den Jungen dann noch zu beschäftigen, war eine echte Herausforderung. Er war auch nicht der einzige der von der CRU mit war. Somit konnte man sich nicht immer nur mit ihm beschäftigen. Er tat mir echt leid. Irgendwie ist die Zeit dann aber auch herum gegangen und wir konnten endlich nach Hause. Wie froh ist man da über das deutsche System!
Wenn solche Tage passieren, sind nicht nur die Kinder geschafft, sondern auch ich war dann immer platt. Das Wetter hat dann auch noch das übrige dazu beigetragen.

·     Im Juni haben wir außerdem einige Male Nachtschichten gehabt. Das heißt, man hat die Kinder bettfertig gemacht, sie ins Bett gebracht, mit in dem Zimmer geschlafen und dann am nächsten Morgen ihnen beim Duschen geholfen oder sie geduscht, zusammen gefrühstückt und sie beschäftigt. Die Tage danach waren immer anstrengend, weil man nicht viel Schlaf abbekommen hat (man schläft auch nicht so tief, sondern wacht gefühlt von jedem Geräusch auf), aber die Arbeit an sich hat Spaß gemacht, weil man viel Zeit mit einem oder zwei Kindern verbracht hat. Vor allem unsere zwei großen Mädels (10 und 11 Jahre) haben es sehr genossen, wenn wir bei ihnen geschlafen haben.

·     Doch es sind nicht nur schöne Momente in der CRU passiert. Ein 17-jähriger Junge ist dem Kampf gegen die Tuberkulose unterlegen. Es ging ihm schon seit einigen Wochen gar nicht gut und es war abzusehen, dass er bald zu Gott heimkehren wird. Ein Facebookbeitrag, geschrieben von der Gründerin von HHM, hat es sehr gut ausgedrückt:

„Er kämpfte einen guten Kampf und hat sein Rennen gewonnen. Freitagnacht hat Dexter seinen Sauerstoff hinter sich gelassen, ist aufgestanden und in die Arme von Jesus gerannt, um komplett geheilt zu werden. Er ging sehr friedlich, genau wofür wir gebetet haben.
Dexter, es war uns eine Ehre dich die letzten zwei Jahre zu lieben und dir zu dienen. Danke, dass wir ein Teil von deinem Leben und deiner Heilung sein konnten. Ich weiß in letzten zwei Jahren hast du dich geliebt, wertgeschätzt und gepflegt gefühlt. Ich bin so froh, dass du deinen Retter kennen gelernt hast. Ich bin dankbar, dass deine Familie hier in der CRU war und mit bei deiner Pflege geholfen hat. Ich bin froh, dass du überall in der Welt Freunde hattest, die mit uns gebetet haben. Ich bin froh, dass dieser neue christliche Familienkreis dir an schwierigen Tagen eine Stütze war. Sohn, Gott hat sich um jedes kleine Detail in deinem Leben gekümmert. Genieße es in seiner Gegenwart zu sein. Wir werden dich wiedersehen.“



Auch wenn man sich in gewisser Weise drauf vorbereiten konnte, ist es natürlich immer schwer einen Menschen gehen zu lassen. Doch Gespräche mit den Mitarbeitern haben sehr geholfen, die Situation zu verarbeiten.

·        Jetzt kommt ein ganz schöner Schnitt, doch der Monat war noch lange nicht vorbei.
Wir waren beim Hillsong Konzert in Manila!!! Und nicht nur irgendeins, sondern Hillsong Young and Free und Hillsong United zusammen! (Hillsong ist eine große Lobpreis Bewegung aus Australien und sie haben verschiedene Bands.) Es war unglaublich. Ich konnte es nicht fassen, dass wir wirklich da sind und die Lieder von ihnen hören können. Zusammen mit Tausenden anderen Lobpreis zu machen, ist eine ganz besondere Atmosphäre! Wenn ich daran zurück denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Diese Musik hat mich jahrelang begleitet. Immer wenn ich im Bus zur Schule und zurück gefahren bin, hab ich Lobpreis gehört. Erst auf meinem mp3-Player, später auf meinem Handy 😉. Diese Lieder habe ich versucht auf dem Keyboard nachzuspielen und somit habe ich mit ihnen Liedbegleitung gelernt. Das jetzt in echt zu hören, dabei abzugehen und Gott die Ehre zu geben war der Hammer!
Meine Stimme war komplett weg, aber es hat sich zu 1000 % gelohnt.

Wir waren mit als eine der Ersten in der Arena, um auch gute Plätze zu bekommen.



Den Sonntag haben wir mit den anderen Freiwilligen, Sarah und Jasmin aus Baguio verbracht und waren, wie schon das letzte Mal in Manila, in einem Gottesdienst. Da gehen auch andere deutsche Freiwillige hin und es war wieder einmal eine sehr ermutigende Zeit.

Die Rückfahrt haben wir damit verbracht, irgendwie zu versuchen, die WM anzuschauen, was mehr oder weniger geklappt hat 😉.

·      Ich war das erste Mal surfen! Zum letzten möglichen Zeitpunkt sind wir zum Chrystal Beach gefahren, einem renommierten Surferstrand und haben dort surfen gelernt. Eineinhalb Stunden haben wir immer wieder auf die perfekte Welle gewartet, haben versucht auf dem Surfbrett stehen zu bleiben und sind dann immer und immer wieder gegen die Wellen hinausgelaufen. Das war echt anstrengend, aber ein sehr gutes Gefühl, wenn man auf dem Brett stehen konnte und fast bis zum Strand gekommen ist. Wenn ich die Möglichkeit hab, werde ich das auf alle Fälle wieder machen!
      
     


Und dann brach schon unsere letzte Woche an. Es war die ganze Zeit so unreal! Ich wollte nicht daran denken, dass ich bald nach Hause muss, aber man wurde immer wieder daran erinnert. Zum Beispiel, was man (wieder einmal) alles zum letzten Mal gemacht hat. Die Kinder zu den Therapien geschafft, sie in die Schule geschafft, Jeepney und Tricycle gefahren, im Krankenhaus mit den Kindern basteln, Lobpreis und Andacht mit den Mitarbeitern haben … Andererseits musste man sich ja auch auf die Ausreise vorbereiten. Um ehrlich zu sein, konnte ich mich manchmal gar nicht mehr so richtig auf zu Hause freuen, weil ich wusste, dass der Abschied immer näher rückt. Wie soll man das auch verstehen, wenn man das eine zu Hause, die eine Familie verlässt, um zu dem anderen zu Hause und zu der anderen Familie zu gehen?!
Mit den Mitarbeitern haben wir auch außerhalb der Arbeit ein wenig gemacht. Das ist sonst eher zu kurz gekommen, weil natürlich immer welche arbeiten mussten. Doch damit hatten wir noch ein wenig „quality time“ mit den Mitarbeitern. Ein wenig stressig war es, weil jeder noch etwas mit uns machen wollte und wir in der letzten Woche abends fast nie in der CRU waren, aber es waren soo coole Zeiten!





Am letzten Samstag haben wir ein Abschiedsessen gemacht mit Nudelauflauf und Apfelstrudel.




Alle waren eingeladen und wir konnten nochmal so richtig DANKE sagen. Danke für die wunderschöne Zeit, danke für das leckere Essen, danke für die Herzlichkeit, danke für die Gespräche, danke für die Andachten, danke für die verrückten Aktionen, danke für … Diese Liste kann man noch ewig weiterführen, doch wir sind vor allem für die Freundschaften dankbar.
In unserem letzten Gottesdienst habe ich das auch ganz deutlich vor Augen gehabt, dass ich dankbar für alles sein darf. Es war Abendmahl und der Prediger hat uns dazu aufgefordert darüber nachzudenken, wofür wir dankbar waren in der letzten Zeit. Und ich konnte einfach nur für alles dankbar sein. So eine geniale Zeit hab ich mir niemals zu wünschen gewagt.

Und dann kam der letzte Tag in der CRU. Wir waren viel mit packen beschäftigt, hatten aber auch noch unsere Abschiedsfeier oder auch despidida genannt. Ein wenig Angst hatte ich davor, weil es natürlich sehr emotional war. Trotzdem war es wunderschön zu hören, dass Gott uns genau an die richtige Stelle gestellt hat und auch die Mitarbeiter eine wunderschöne Zeit mit uns hatten. Dabei sind natürlich ein paar Tränen geflossen. Die Zeit erschien einen so kurz, aber wenn man überlegt, was wir alles erleben durften… Krass.
Die Nacht darauf war nur von einer halben Stunde Schlaf gesegnet. Abschiedsgeschenke, wirklich alles einpacken und diese ganzen Kleinigkeiten in den 6 Häusern zu finden waren die Aufgaben in der Nacht. Außerdem haben wir noch einen Kuchen gebacken. Was macht man sonst, wenn man eigentlich noch mega viel zu tun hat? Genau! Man bäckt einen Kuchen, bei dem ca. alle Zutaten gefehlt haben, aber man auch nicht auf die Idee gekommen ist, nachzuschauen, was denn da wäre 😉. Wir hatten aber halt noch Äpfel von dem Apfelstrudel übrig und wollten diese nicht wegwerfen. So wurde dann noch ein Apfelkuchen gebacken.

Dann kam früh am 4.7. die Verabschiedung. Sich von den Kindern zu verabschieden war so hart! Zum Glück realisierten es viele gar nicht. Sonst wäre es noch viel schlimmer gewesen. Meine Gedanken dazu beschreibt am besten mein Tagebuch: „Ab jetzt sind es meine Erinnerungen, die zählen.“




Trotz dem Schlafmangel und der ganzen emotionalen Verwirrung, hatten wir noch einen schönen Tag in Manila. Ein Mädchen hatte da einen Arzttermin und wir sind mit hingefahren, waren dann noch ein bisschen in der Mall of Asia, um die allerletzten Mitbringsel zu kaufen und sind dann zum Flughafen.




Zum Glück ging mit dem Gepäck alles gut, ich bin mit meinem zu schweren Koffer gut durchgekommen.



Und dann ging es los. Tatsächlich. Es war alles so unreal. Selbst als wir in AbuDhabi, nach einem sehr anstrengenden und kalten(!!!) Flug zwischengelandet sind, war das komisch. Nicht so, als ob wir nach Hause fliegen würden. Ganz verrückt.
Die ersten Begegnungen mit Deutschen am Gate nach Frankfurt waren irgendwie lustig. Plötzlich versteht man alles und die können einen aber auch verstehen. Man kann nicht mehr einfach so über alles reden, denn jeder versteht es! Sooo komisch!

Die weiteren Eindrücke aus Deutschland möchte ich euch in meinem nächsten Beitrag schildern. (ja, es wird noch mindestens einen geben! 😉 ) Doch für heute ist es genug und ich bin stolz auf euch, wenn ihr es bis hierhin geschafft habt 👍.

Ich kann es auch nicht oft genug erwähnen, wie dankbar ich euch bin. Die Unterstützung aus der Heimat war mir sehr sehr wichtig und ich habe mich immer über Nachrichten gefreut! Auch für die finanzielle Unterstützung bin ich sehr dankbar!

Bis bald,
eure Annegret 😊

Kommentare